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wortet. Die Kinderzuschriften kamen aus unterschiedlichen
Regionen Europas: aus Schweden, Metz, Bratislava, Pechöfen,
Komotau, Prag. Die Kinderpost erfreute sich großer Beliebt¬
heit, denn hier wurden nicht nur einzelne Briefe der Kinder be¬
antwortet, sondern auch Ideen, Wünsche und Kritik der Kinder
vorgestellt. Sie erhielten die Chance, zu bestimmten Themen
Fragen zu stellen oder von ihrem Leben zu berichten. In der
Kinderpost wurden neue junge LeserInnen begrüßt und den
Kindern für ihre Einsendungen gedankt, aber gleichzeitig er¬
läutert, warum manche Kinder im Wettbewerb nichts gewon¬
nen hatten:

Willy M., Niemes: Dein Schluß der Geschichte gefiel uns
sehr; leider, waren aber bloß drei Preise verfügbar und da fiel
keiner auf Dich. Wir hoffen aber bestimmt, daß du weiter ein
fleißiger Mitarbeiter bleiben wirst.?'

Die Volks-Illustrierte (VI)

In der Sondernummer Mit Spaniens Volk an den Fronten im
Jahre 1936 wird die Umbenennung der AIZ in V/ angekündigt:
„Die ‚Volks-Illustrierte’ (VI) setzt die ‚Arbeiter Illustrierte
Zeitung’ (AIZ) fort, übernimmt deren Programmatik und
Aufmachung, Redakteure und Mitarbeiter.“” Fortgesetzt wur¬
den auch die Kinderseiten, jetzt unter der Überschrift Für den
kleinen Leser, allerdings unregelmäßig erscheinend und im
Umfang auf etwa eine halbe Seite beschränkt. Die V/ wandte
sich im Gegensatz zur AIZ nicht nur an ArbeiterInnen, sondern
an AntifaschistInnen aller Volksschichten.

Im Mittelpunkt der V/ - die erste Nummer erschien am 19.
August 1936, Erscheinungsort war weiterhin Prag — stand die
politische Berichterstattung. Das Themenspektrum entsprach
in etwa dem der Kinder-AIZ, Exil, Faschismus, Lektüre, nur
die Berichtersstattung über die Sowjetunion war nun in den
Hintergrund gerückt. Ein zentrales Thema der Kinderbeilage
wurde hingegen der Spanische Bürgerkrieg: Den Kindern wur¬
de nicht nur die Situation der spanischen Kinder geschildert,
ihnen wurde auch die Gelegenheit vermittelt, mit spanischen
LeserInnen der V/ zu korrespondieren. Für Spanien sollten sich
nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder interes¬
sieren:

Und die, deren Väter und Mütter für die Freiheit ihrer
Kinder, für den Frieden unser aller ihr Leben einsetzen! Kein
Wunder also, daß Kinder sich dafür interessieren, kein Wunder,
daß sie darüber nachdenken, wie auch sie mitkämpfen, mit¬
helfen können...”

Aus NS-Deutschland geflohene Kinder verfolgten gespannt
den Verlauf der Kämpfe in Spanien. Die 12jährige Hannelore,
die weiß, „wie Faschisten sind‘”*, schrieb ein Spanien-Gedicht.
Spanischen Kinder wiederum erzählten von ihren Erlebnissen
im Spanischen Bürgerkrieg:

Hallo! Nicht vergessen! Kinder, habt ihr auch nicht unsere
Aufforderung vergessen, unserem Freund Hodann nach Spa¬
nien zu schreiben? Ihr wißt ja, wir leiten die Briefe weiter. |...)

Heute bekamen wir einen Brief des 12jährigen Albert aus
Jarbes (Hautes Pyrenees), in dem er eine Zeichnung für unse¬
ren Freund Hodann mitschickt. Albert schreibt dazu: „Ich bin
mit meinen Eltern den Faschisten entronnen. Ich bin ein eifri¬
ger Leser der Kinder-VI und höre leidenschaftlich gern Radio.
Jeden Abend schalten wir Barcelona ein und den Geheim¬
sender 29.8. Alle Kinder, die dazu Gelegenheit haben, sollten
es auch so machen. Ich sende für Freund Hodann eine Zeich¬
nung, wie ich mir das Bombardement faschistischer Flieger in

»Papas Abschied«

’ Sa

a wo ae .. *

stellt dieses Bild dar, das ein IliGhriger
Spanier, er heißt Fortur.oto Cumaoles
Garcia, gemalt hat.

Dieses schöne und ergreifende Bid
wurde ols Postkarte von einem Kinder¬
heim in Moraleja, Spanien, herousge¬
geben; und Willi Bredel, der bekannte,
in Sponien kümpfende deutsche Schrift¬
steller (der übrigens ouch zwei kleine
Jungen hat) schickt euch diese Korte
mit herzlichen Grüßen. Wenn wir seine
Freur.desgrüße hiermit in eurem Nomen
erwidern und die besten Wünsche für
Willi Bredel von euch Kindern hinzu¬
fügen. so seid ihr doch sicher alle be¬
geistert damit einverstanden ?!

Für die kleinen Leser. In: Die Volks-Illustrierte vom 18.5. 1938

Spanien vorstelle. Wir wohnen nicht weit von der spanischen
Grenze, und ich denke heute schon mit Genugtuung daran, daß
der Sieg unser sein wird, wenn wir eine feste Volksfront schlie¬
jen. Allen Kindern viele Grüße! “”

Bedingt durch das Erscheinen der V/ in Prag kamen viele
Leserinnen wie bei der AIZ aus dem Sudetenland; die Kinder
schreiben über den Druck des Faschismus in dieser Gegend:

[...] Jetzt muß ich wieder in die Schule gehen. Jeder Tag
bringt neue Provokationen der Henleins mit sich. Aber ich den¬
ke an unsere große Liesl Hermann, die sich trotz Mißhand¬

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