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Das Lexikon der österreichische Spanienkämpfer ist das Produkt
meiner Arbeit der letzten zwanzig Jahre.

Es hätte jedoch in der heutigen Form ohne die Hilfe meines
Freundes Erich Hackl und der nicht minder wichtigen moralisch¬
finanziellen Unterstützung unseres Präsentators, Minister au¬
Ber Dienst Diplomkaufmann Ferdinand Lacina erscheinen kön¬
nen.

Erich half mir mit seiner Sachkenntnis beim „Büchermachen“
und war in der schwierigen Endphase derjenige, der mich auf
„Trab“ hielt. Ich bin ihm dafür dankbar.

Ferdinand Lacina war der erste, der die endlose Kette der ne¬
gativen Antworten, die ich auf meine „Bettelbriefe‘‘ bekam, un¬
terbrach und spontan Hilfe zusagte. Weitere positive Ausnahme
bildeten - nach dem „Durchbruch“ sozusagen — die Fraktion
Sozialdemokratischer Gewerkschafter, die Sozialdemokratischen
Freiheitskämpfer, die SJ und die KPÖ.

Hans Landauer bei der Präsentation seines Buches
Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer im Alten Rathaus
im Oktober 2003. Foto: Nina Jakl, Archiv der TKG

Meine Briefe an Personen und Institutionen endeten immer mit
dem Satz: „Ein Bestseller, im Sinne des heutigen, auf Profit¬
maximierung ausgerichteten wirtschaftlich und solidaritäts¬
feindlichen Denkens, wird das Buch sicherlich nicht, was liegt
näher, als mich an Personen und Organisationen zu wenden, die
auch politisches Interesse am Erscheinen einer solchen Arbeit
haben könnten, wird doch darin ein Teil der Geschichte der öster¬
reichischen Arbeiterbewegung dokumentiert.“

Mein Dank gilt weiters folgenden Personen und Institutionen,
die den Druck gefördert haben: das Bundesministerium für Bil¬

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dung, Wissenschaft und Kultur, der Verein „Am Beispiel Dachau.
Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Dachauer Zeitge¬
schichte“, der Stadt Wien, Frau Komerzialrätin Rudolfine Steind¬
ling, Theodor Maier und Gattin, BM a.D. Dr. Kurt Steyrer, Fritz
Pillwein, Willy Krompa und den anonymen Spendern, den Funk¬
tionären des KZ-Verbandes und der Lagergemeinschaften ehe¬
maliger KZ-Häftlinge.

Immer wieder wird die Frage nach der Motivation, die mich
1937 nach Spanien gehen und jetzt das Buch schreiben ließ, ge¬
stellt.

Ich stamme aus dem Steinfeld, dem ehemaligen nieder¬
österreichischen Textilindustrieviertel, welches vor mehr als 150
Jahren, entlang der Triesting und Piesting entstand und im Verlauf
des kapitalistischen Verdrängungsprozesses, nach dem Zweiten
Weltkrieg, wieder verschwand. Die Koreaner waren stärker —
nicht nur in der Textibranche, sondern auch im Schiffsbau.

Mein Geburtsort Oberwaltersdorf, heute Dank Magna-Stro¬
nachs und seinem Promi-Golfplatzes in vieler Munde, liegt nur
fünf Straßenkilometer von Teesdorf, dem Gründungsort des
Konsum-Vereines, entfernt. Sein unrühmliches Ende ist bekannt.

Meine beiden Großväter, Kleinbauern, also keine „lupenreine
Proletarier“, waren die ersten sozialdemokratischen Bürger¬
meister, in Tattendorf und Oberwaltersdorf. Im Hort der Kinder¬
freunde von Oberwaltersdorf, der kurz nach dem Ende des Ersten
Weltkrieges in einer aufgelassenen Schulbaracke untergebracht
war, wurde ich im wahrsten Sinne des Wortes „sozialisiert“.
Selbstverständlich war ich bis 1934 Mitglied der Jungfalken.

Zwischen 1931 und 1935 besuchte ich, zusammen mit Rudi
Semethy, dem Sohn eines Melkers aus dem Maierhof, und Albert
Koritschoner, Sohn eines jiidischen Lumpensammlers (seine
Eltern kamen in Nisko/San ums Leben), die Hauptschule in
Guntramsdorf. Im Sommer mußte der Weg per Fahrrad zurück¬
gelegt werden, da in unseren Familien Geldmangel herrschte.
Schulfreifahrtscheine gab es damals noch nicht. Die nur für die
gesagt, die das heutige soziale Netz als etwas Selbstverständ¬
liches betrachten, aber nicht wissen wollen, wer es gestrickt hat.

Nach dem Schulabschluß hatte ich das große Glück, in der
mechanischen Weberei A. Rudolph, in Oberwalterdorf als Blatt¬
bindergehilfe unterzukommen.

Ich war der einzige Verdiener in der Familie.

Wenn im Lexikon die Formulierung „mit sechzehn von zu
Hause ausgerissen“ steht, stimmt dies natürlich. Welche Mutter
ließe ihren einzigen Sohn in einen fernen Krieg ziehen? Dies
tun nur „Helden-Mütter“ in der älteren oder jüngeren Mytho¬
logie.

Zwei Cousins meiner Mutter, beide über zwanzig, wußten
davon, ebenso einige Arbeitskollegen aus der vorerwähnten
Fabrik. In dieser kursierten regelmäßig die verbotene, sogenannte
kleine Arbeiter-Zeitung aus Brünn, die Rote Fahne der KPÖ oder
die hektographierten Nachrichten der Revolutionären Soziali¬
sten, des illegalen Schutzbundes und der illegalen Freien Ge¬
werkschaften. Die Gebrüder Rudolf und Johann Schuster wur¬
den wenige Wochen nach meiner Abreise wegen dieser illega¬
ler Tätigkeiten in Untersuchung gezogen.

Über diese — heute würden wir sagen — Printmedien, erfuh¬
ren wir auch vom Putsch eines Teiles der spanischen Armee und
der faschistischen Falange gegen die Volksfrontregierung. Wir