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ORPHEUS IN DER ZWISCHENWELT 11 Orchester Blatt 6 [11v] Kammermusik und sonstige Ensemble 12 Theater [12v] Tanz 13 Vortrag Den Schülern wird klarzumachen sein, dass der Vortrag nicht dazu dient, das „hinreissende Temperament“ „die brillante Technik“ oder die „originelle Auffassung“ des Reproduzierenden zu zeigen, sondern: dem Hörer das Stück klar und verständlich vorzuführen. Ob man Gefühle darzustellen hat, welche und wie: das ist Modesache, dem Wechsel unterworfen. Ewig sind die im Material zum Ausdruck kommenden Eigenschaften. Damit ist nicht gesagt, dass das Stück nicht rühren dürfe, wenn sein Inhalt so ist; dass es nicht erheitern, nicht glücklich machen dürfe. Klar und verständlich dürfen, ja müssen auch diese Wirkungen erzielt werden, wenn sie solchen Eindruck machen sollen 14 Sport Die Schüler sollen zum Sport angehalten werden. Die Schüler sollen vom Sport nicht abgehalten werden. Er erhält jung; er zwingt zur Annahme aller Neuerungen und es sollten die Lehrer ihn ebenso lieben, denn dann müssten sie den Schülern den Wert der Neuerungen klarmachen und würden in der Kunst nicht zu leicht „konservativ“ bleiben, weil es ihnen der Sport zu rasch klar machte, wie leicht Konservativismus geschlagen wird. Andrerseits aber würden sie auch hier den Augenblicks-Wert modischer Neuerungen, die bald widerlegt werden, erkennen. In allen Sportarten hat es, wie in der Kunst, ein Jahrzehntlang nach dem Kriege einen Rationalismus gegeben, der nach einem Anfangserfolg von der totgesagten Romantik wieder auf seinen Platz zurückverwiesen wurde. (Auch im Schach) [15/16 sh. oben: Gesang] 17” Bei der Gehörsbildung hat der Unterricht davon auszugehen, dass das irrigerweise so genannte „absolute Gehör“ nichts anderes ist als Gedächtnis für Tonhöhen und Akkorde. Gewiss ist auch das Gedächtnis eine natürliche Anlage. Aber man kann sagen, dass sie wohl bis zu einem gewissen Grad bei jedem musikalischen Talent vorhanden sein muss. Dann aber ist es nur eine Frage der Uebung, der systematischen Gedächtnisschulung und es ist daher Aufgabe der Schule dieses Vermögen zu entwickeln und zu fördern. Vielleicht könnte man sich auch damit befassen, die Ursachen von „akustischen Täuschungen“ (die es sicherlich so gibt, wie optische Täuschungen) zu erkennen und zu bekämpfen. 74 18 Kompositionsschule Der KompositionsUnterricht beruht fast ausschliesslich auf Abstractionen, welche heute vom künstlerischen Leben einen allzugroßen Abstand gewonnen haben. Trotzdem schiene es gewagt von dieser Methode abzugehen, denn selbst wenn eine gänzlich-neue Komponiermethode im Entstehen oder vielleicht sogar bereits gegenwärtig sein sollte, so sind deren Gesetze bisher aufkeine Weise zu erkennen und es ist unerfindlich auf welche Weise zu ihr vorgeschult werden sollte. Aber es ist kaum anzunehmen, dass der Unterschied im Grunde genommen größer ist, als der zwischen der kontrapunktischen und der homophonen Komponierkunst. Dann aber ist unser bisheriges Wissen sicherlich als Vorschulung ebenso geeignet, wie der KontrapunktUnterricht es für die Zeitgenossen Haydns gewesen sein mag. Nicht mehr, aber gewiss auch nicht minder: Er legte den Grund zu einem Gefühl für Fluss, für Harmonie, für Form, für Logik und wenn er auch nicht Kontraste lehrte, wie sie die SonatenKomponisten von allem Anfang an innerhalb der Sätze anzuwenden verstanden, so war doch Charakteristik innerhalb des Cyclus möglich. So wird es sich auch hier verhalten und solange keine spezielle Einschulungsmethode existiert, welche auch die Werte früherer Errungenschaften ausnützt, wird es das beste sein, die bisherigen Methoden zeitgemäß zu er19 weitern, zu bereichern, und so zu verändern, dass eingeschlossen ist, was früher ausgeschlossen war. So wird wenigstens das Verständnis für die Geistes-Kultur der Vorgänger aufrechterhalten und eine Brücke geschlagen zwischen den beiden verschiedenen Darstellungsmethoden und Ausdrucksformen der zugrundeliegenden gleichen Denk- und Fühlweise. Im Speziellen wird die Harmonielehre den Schüler zur Erkenntnis der Vieldeutigkeit der tonalen konsonanten und dissonanten Klänge zu führen haben[,] ihn die verschiedenen Methoden der Dissonanzbehandlung kennen und die Werte der Fundamentfolgen fühlen lassen. Der Kontrapunkt-Unterricht sollte den Schüler klar erkennen lassen, dass verschiedene Vorstufen, die zu überwinden sind, mit dem Wesen des Kontrapunkts nicht mehr zu tun haben, als Harmonielehraufgaben mit Kompositionen oder Fingerübungen mit Klavierspiel. Der erste Teil ist eine gebundene Stimmführungsübung. Später tritt dann die Forderung dazu eine selbständ. Führung durch melodische und motivische Formung anzudeuten. Hernach haben diese Stimmen auch gewisse gliedernde Zwecke zu erfüllen: zu kadenzieren, zu modulieren, Trugschlüsse auszuführen. Im Weiteren sollen sie dann in verschiedene Lagen versetzbar sein (doppelter 3- und 4-facher Kontrapunkt - Kanons etc). Dann erst käme die folgt 20 2078 kontrapunktische Komposition. Das sind aber nicht die gewissen alten Suitenformen (diese sind Uebergangsformen zur Homophonie) sondern — aber wohl nur als Schulform — die Fuge in allen ihren kunstvollsten Formen. Als Hauptzweck der Uebung müsste der Schüler die Fähigkeit erreichen, seinen Gedanken auf mannigfaltige (hier kontrapunktische) Art darzustellen. Das Kontrapunkt-Studium wird vielleicht für den Schüler schliess