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ob schokoladebraun oder schwarz...
Sie steigen ein ins große Rennen.

Wie viele werden unterwegs bleiben,
zu schwach, sich zu behaupten?

Wie viele werden das Ziel erreichen,
das langersehnte Ziel?

Und was dann?

Hedwig Brenner, 1918 in Czernowitz, studierte Kunstge¬
schichte in Wien und Genf; März 1938 Studienabbruch, hei¬
ratete 1939 Gottfried Brenner (1913 — 1998). Überlebte im
Czernowitzer Ghetto. Nach 1945 in Rumänien; diplomierte
Physiotherapeutin. 1982 Auswanderung nach Israel. Lang¬
Jährige Arbeit und viele Reisen, um ein Lexikon jüdischer bil¬
dender Künstlerinnen zusammenzustellen, von dem mittlerweile
drei Bände erschienen sind. Lebt in Haifa. U.a. erschienen 2005
und 2006 ihre Bücher „Leas Fluch. Eine Familiengeschichte
— ein Zeitdokument 1840-2003 “ und „Mein 20. Jahrhundert“
beim munda-Verlag in Brugg (Schweiz).

Der christliche Symbolismus der Gegenwart erzeugt ein Gefühl
der Leere der Welt, eben das Grundgefühl einer häretischen
Trauer, eines Sektierertums und eines Nihilismus, der der Hei¬
terkeit frommer und atheistischer Weltbejahung entbehrt. (ZW
Nr. 3/2007, S. 4)

Wo beginnt — so fragt man sich unweigerlich — diese von
Leander Kaiser derart kritisch beäugte Gegenwart, die eine
Resublimierung der Spenglerschen Gespenster erahnen läßt?
Unter Bezugnahme auf den Religionsphilosophen Romano
Guardini postuliert Kaiser selbige für die Zeit unmittelbar
nach dem Zusammenbruch des III. Reiches, dem voranging,
„daß Hitler in Kult und Ritual des Nationalsozialismus genau
an die Stelle Christi gesetzt worden ist.“ (S. 5) Dieser unzwei¬
deutigen Substituierung folgt in der postnazistischen Ära „ei¬
ne Vermischung des inneren Jesusbildes mit dem inneren Hit¬
lerbild, verbunden klarerweise mit einem Gefühl der Entfer¬
nung, der Unerreichbarkeit Jesu Christi.“ (S. 5)

Gerade die Studien Romano Guardinis können diesen Um¬
stand jedoch einer etwas erweiterten Sichtweise unterziehen,
nach welcher das Bild Jesu während des III. Reiches in seiner
Gegenwiärtigkeit unabdingbar war, um Hitler diese Aura er¬
möglichen zu können. 1935 erscheint „Der Heiland“, ein Auf¬
satz, der in seiner erweiterten Form von 1946 einen genaueren
Einblick in dieses Spannungsverhältnis gibt: „Von Hitler wur¬
den Aussagen gemacht und auf ihn Haltungen gerichtet, die der
Glaubende Christus zuwendet.‘” Wenngleich er Beispiele an¬

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führt, die eine völlige Substitution nahelegen’, so fungiert die
Matrix des christlichen Erlösers für die Positionierung Hitlers
trotzdem als allgegenwärtige Hypostase. Somit verbleibt die
zum Überdruß bemühte „Stunde Null“ auch in dieser Frage in
jenem luftleeren Raum, mit dem sich Künstler, Philosophen,
Historiker und Soziologen, aber auch Theologen und Phanta¬
sten bis in die unmittelbare Gegenwart konfrontiert sehen.

Die von Kaiser konstatierte pejorative Überlagerung, resp.
Überblendung eines postitiv konnotierten Christusbildes durch
die Negativ-Gestalt Adolf Hitlers rekurriert jedoch auf ein Je¬
susbild, das von einer seit dem frühen Christentum durch Ver¬
bannung und Mord, sowie der Aussonderung unliebsamer
Schriften erkämpften, strengstens einzuhaltenden Diskrepanz
von Göttlichem und Menschlichem geprägt ist:

Die Erinnerung an die Leiden Jesu und der Märtyrer mahnt
die Gleichheit aller Menschen in Schmerz, Leid und Tod ein;
über die Erniedrigung des Höchsten, Absoluten in seiner In¬
karnation kann sich keiner - auch kein Übermensch - erheben.
(S. 4)

Wenn Leander Kaiser nun die Erniedrigung des Höchsten in
der Inkarnation Jesu anspricht, über die sich niemand „erheben“
könne, so erliegt auch er einem religiös verbrämten, in Wirk¬
lichkeit jedoch stark politisch motivierten Täuschungsmanöver,
dessen Taktik so alt ist wie das Christentum selbst: Der Höch¬
ste erniedrigt sich für uns und macht uns dadurch alle gleich.
So sind wir als Dankbare und Gleichgeschaltete, nunmehr er¬