OCR Output

Die weißen Rosen in ihrem Pferch
auf der Terrasse gegenüber

sind braun geworden, doch der Stock
bereitet neuen Austrieb vor

Und der Hibiskus am Fenster kämpft weiter
um deine Anerkennung
mit täglicher Blüte

Es war nie leicht

Ein wenig drehe ich mich jetzt im Kreis
rede tags mit den Pflanzen

im Schlaf mit dir

O schönes, weites Tal
das ich in deiner Augen Schein
mit dir betrat

Dich so geliebt

Margit Bartfeld-Feller
Komm Nadelstich
Erinnerung an Siglinde

Kränze aus erloschenen Tagen
Flechten sich im Dunklen still
Ihre falben Blüten sagen

Daß das Leben enden will.
David Goldfeld

Alles sträubt sich in mir!
Ich will es nicht wahrhaben.

Wendest du dich der Gegenwart zu, sickert langsam die Ver¬
gangenheit durch dich.

Mir ist, als wenn die Erinnerung an Siglinde Bolbecher, mit
unseren wunderlichen Treffen, Gesprächen, Begegnungen, wie
ein langsamer Film vor meinen Augen vorbeigleitet. Ein bunter,
farbenreicher, kunstvoll gewebter Teppich, mit hellen und dunklen
Schicksalsfäden.

Siglinde war und bleibt mein Credo. Ihre Impulse gaben mir im
Laufe von vielen Jahren unserer Freundschaft und Arbeit („Fremde
und Identität“, „Frauen im Exil“) immer wieder Motivation, An¬
triebe, die die Seele aufleben ließen und die von großer Bedeutung
für das Erinnern waren.

Die Freundschaft mit Siglinde Bolbecher und Konstantin Kaiser
wurde im Laufe von vielen Jahren eine immer nähere. Sie entstand
durch die „Zwischenwelt“.

Es war für mich eine inhaltsreiche und wichtige Zeit. Siglinde
und Konstantin gaben mir den Einblick in die Tiefe des Sinnes
meines Lebens und Schaffens in der Fremde, ließen mich ein
Fundament als entwurzelte Person erbauen, eröffneten Horizonte
der Geschichte. So erlangte ich allmählich das Vermögen, meine

Memoiren auf einen historischen Grundstein mit größerem Ver¬

ständnis zu basieren. Theodor Kramers Zeilen

Nicht fürs Süße,

nur fürs Scharfe

und fürs Bittre bin ich da,

schlagt ihr Leute

nicht die Harfe,

spiel die Zieharmonika

passten nun auch für mich. Sie wurden auch mein „Motto“.
Mit verlorenem Blick schaue ich auf das kleine Büchlein, meine

unschätzbare Kladde „Ein paar Worte zum Andenken...“ Darin

blätternd, stoße ich auf das Gedicht von Siglinde, gleich einer

Quelle der Anregung:

Liebe Margit,

die Wangen glatt

können dem Aug

vom Nußöl aufleuchten.
Erzähle, rede, schreibe

rundum Menschen
eingesammelt, horchen, schauen
WAS? Die Weile ausdehnen
horchen, schauen...

Die geografische Entfernung war nicht ausschlaggebend; auch
wenn wir weit weg von einander waren, fühlten und suchten wir
immer die Nähe des anderen.

Die Erinnerungen an unsere einmalige, uns ans Herz gewachsene
Siglinde sind getragen von starken Eindrücken, Gedankengängen
und ihrer immer mehr und mehr begeisternden Fähigkeit, ein
paar Worte, ein paar Zeilen aus einem tief in die Seele gehenden
Gedicht schnell und ohne Zögern aufzuschreiben:

i Be Sg, == jew Sie See

Kom adel in *
(On damm, wan N

| wT. sof nen er ur }
ae win oN eg

Na Nach
Pe u

Oktober 2012 13