Sprich mir nicht von der Angst
weil ich mit allen Wäldern der Welt
vertraut bin.
Mein Rock ist voller Blumenduft
Das Auge der Sonne hat sich versteckt
hinter dem Filz der Zeit
starrt der Blick der Wildnis
auf Feldern, die mit Steinen bedeckt sind
Eine Vielzahl von Vergewaltigern kam
Männer, machtsüchtige Eroberer
fremd der Seele des Waldes
Feinde des Lichts
Feinde der grünen Farbe des Wachstums
Sie blieben stehen
um ihre Zelte aufzustellen, um zu bleiben
Erstickt ging der Tag zu Ende
der Staub nahm ihm den Atem
dunkel wie der Hass
vergiftet
Die Zweige des kleinen Strauchs
zitterten hinter einem Fels
Im Toben des Wirbelsturms
wurden Äxte ausgeteilt
Jeder hatte Anteil daran
Ihre Hände sind immer noch tätig
Diese Äxte-Versessenen singen
mit gleichen Stimmen
Sie alle sind Feinde meiner grünen Wurzel
meiner grünen Sträucher
meines Denkens
meiner Weiblichkeit
Als der Sturm wehte
zerbrachen die Zweige
und die scharfe Sichel des Windes
Als Ruhe einkehrte
inmitten der Verwüstung
blieb ich im Fieberwahn
der Worte
kopflos
Als endlich Stille war
war auch die Freude
von der Erde wie fortgeblasen
Auf welcher Erdenseite stehst du?
Brotmangel auf meiner stets leeren Tischdecke
Brotmangel allein schmerzt mich nicht
im Haus, in dem ich unwillkommener Gast bin
Die Schauseite meines Lebens
wird bei Tag und bei Nacht
wie von Peitschenschlägen und Ohrfeigen
gewärmt und gerötet
Die neuen Risse an der niedrigen Decke
auf dem Korridor zu sehen
schmerzt mich
Du, meine Nachbarin!
Jede Nacht
hinter Deiner Tür aus Eisen
versperrst du deine Leutseligkeit mit einem schweren Schloss
Du gehst zu Bett mit den Bildern
deines mächtigen Großvaters in Militärstiefeln
Du, meine Nachbarin!
Jeden Tag auf der Treppe
fliichtest du vor meinem Lächeln und der Begrüßung
und immer wieder
bist du beunruhigt über den Fortbestand der besseren Rasse!
Deine Blicke ohne Glanz schmerzen mich
deine fühllosen blauen Augen
die nicht weiter als bis zur Hausmauer sehen
nicht weiter
Mich schmerzt die Unnahbarkeit deiner Hände
die jede Haut von sich stoßen
welche nicht deine Farbe hat
Im Farbgeflirr der belebten Straßen
schmerzen mich
die Schimpfworte, die dir aus dem Mund schießen
für jede Stimme, die nicht deine Sprache spricht
Ich kenne keine Einsamkeit
weil schon zu lange an allen Wegkreuzungen
dieses Weltdorfes die Spuren meiner Liebe zu finden sind
und mein Herz schlägt
mit dem Puls aller fünf Kontinente
Meine Nachbarin!
Die Kleinheit deiner Welt schmerzt mich
Hast du dir je Gedanken gemacht
auf welcher Erdenseite du stehst?