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Dieser von der Theodor Kramer Gesellschaft vergebene Preis
für ein „Schreiben im Widerstand und im Exil“ war der erste
Literaturpreis überhaupt, der in Österreich dem Schreiben der
Exilierten, dem Schreiben im geistigen Widerstand gewidmet
war. Niemand kann ungeschehen machen, was jahrzehntelang
versäumt wurde, aber dieser Preis schlägt eine Brücke in die Frem¬
de und zu all jenen, die den Weg nach dem Krieg nicht mehr in
die Heimat gefunden haben, als ein Beitrag gegen das Vergessen
und Verdrängen.

In diesem Jahr hat die Gesellschaft wieder zwei Preisträger gewählt,
die den Vorstellungen des Preises entsprechen:

Die Bücher von Margit Bartfeld-Feller sind Zeugen einer ver¬
gangenen Welt, Geschichten aus Czernowitz und der sibirischen
Verbannung, Lehrstücke einer starken, kraftvollen Persönlichkeit.

Besonders verdienstvoll ist es, dass die Theodor Kramer Gesell¬
schaft mit der Vergabe des Preises aber auch den Bogen zu den
zeitgenössischen Schriftstellern spannt: zu jener nachgeborenen
Generation, die so ihren Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte
leistet. Manfred Wieninger gehört zu ihnen. Dokumentarisch
und literarisch sucht er die Themen für seine Bücher vor allem
in seiner Heimat Niederösterreich.

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre das, dass
Konstantin Kaiser und seinem Team die potentiellen Preisträger
ausgehen, denn das würde bedeuten, dass in dieser Hinsicht nichts
mehr aufzuarbeiten wäre. Leider sind wir davon weit entfernt.

Umso wichtiger ist es, wachsam zu bleiben gegenüber jeder
Art von Verfolgung und Ausgrenzung, nur das stete Erinnern
an das, wozu Menschen unter gewissen Umständen fähig sind
und welche fatalen Folgen das haben kann, wird die nachkom¬
menden Generationen dafür sensibilisieren und vielleicht auch
davor bewahren.

Theodor Kramer Preis 2013

Der Theodor Kramer Preis für Schreibemn im Widerstand und im
Exil 2013 gingan Margit Bartfeld-Feller (Tel Aviv) und Manfred
Wieninger (St. Pölten). Margit Bartfeld-Feller wurde 1923 in
Czernowitz geboren. 1941 erfolgte die Deportation der Familie
nach Sibirien, der Vater starb nach wenigen Monaten den Hunger¬
tod. Nach 1945 verbesserte sich die Lebenssituation etwas, 1948
Heirat mit Kurt Feller. Margit Bartfeld-Feller arbeitete dreißig
Jahre als Musiklehrerin in Tomsk. 1990 emigrierte sie nach Israel,
Tel Aviv, wo sie zu schreiben begann. Schreibend beschwört sie
die versunkene kulturelle Welt ihrer Heimatstadt Czernowitz und
legt in ihren autobiographischen Texten ebenso Zeugnis über das
Leben im sowjetischen Sibirien ab. Werke (alle herausgegeben
von Erhard Roy Wiehn im Hartung-Gorre-Verlag, Konstanz):
„Dennoch Mensch geblieben“ (1996), „Nicht ins Nichts gespannt“
(1998), „Wie aus ganzandern Welten“ (2000), „Am östlichen Fens¬
ter“ (2002), „Unverloren“ (2005), „Erinnerungswunde“ (2007),
„Aschenblumen“ (Photodokumentation, 2008), „Mama Cilly“
(2009), „Nachhall“ (2011). Die Preisbegründung für sie lautete:

Die fortdauernde Bedeutung von Margit Bartfeld-Fellers Schriften
geht wohl auf zwei verschiedene Quellen zurück:

Erstens die Zeugenschaft der nunmehr neunzigjährigen Autorin für
zwei untergegangene Welten: das jüdisch-bürgerliche Czernowitz der

6 _ ZWISCHENWELT

Ich darf auf diesem Wege sowohl den Veranstaltern als auch den
Preisträgern die Grüße von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll
überbringen, aber auch ich persönlich möchte mich bei Dr. Kon¬
stantin Kaiser und der Theodor Kramer Gesellschaft fiir ihre
unermiidliche und unersetzliche Arbeit bedanken. Dass das Land
Niederösterreich von Beginn an hier fördernd mithalf, fügt sich
in die Zielrichtungen der Literaturförderung des Landes: schr
wohl Neues und Außergewöhnliches ermöglichen, aber auch den
Blick zurück zu machen und sich der Vergangenheit zu stellen.

Und ich bin auch zuversichtlich, dass das Land Niederösterreich
gemeinsam mit der Gemeinde und mit Unterstützung der Theodor
Kramer Gesellschaft im mittlerweile leerstehenden Doktorhaus
eine Lösung finden wird, Theodor Kramer hier in seinem Hei¬
matort ein dauerhaftes Andenken in der Gemeinde zu schaffen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und schließe mit
den Worten Theodor Kramers:

Was immer auch die guten Freunde sagen,
ist auch das Leben leichter zu ertragen
mit abgestumpftem Sinn als Einerlei:

in dem, was du verlangst, gib niemals bei.

5 ist wahr, die Welt liegt, wie sie ist, im Argen;
doch musst du schuften, dreimal denken, kargen,
nicht mittun bei der Großen Schweinerei:

in dem, was du verlangst, gib niemals bei.

Schmerzt Elend dich, lass dich dein Mitleid schmerzen,
merz aus, was recht dich dünkte, auszumerzen;

und reift dir früh dabei das Herz entzwei:

in dem, was du verlangst, gib niemals bei.

im Pfarrsaal Niederhollabrunn Lieder nach Texten von Theodor Kramer
und Jura Soyfer in eigener Vertonung. Foto: H.M. Höfinger