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heute das erste Material aus Prag erhalten, das [...] brauchbar zu
sein scheint: es sind die Konzentrationslager-Gedichte des Josef
Capek. Von seinem 1938 verstorbenen Bruder Karel erscheint ein
Nachlassband, von dem man mir die Bürstenabzüge zu schicken
versprach.“ Wesentliches Material von den Brüdern Capek, mit
denen er wohl früher in persönlichem Kontakt gestanden hatte,
ist bis auf einige Texte Karels in Kalmers Besitz nichts überliefert.
Den Avantgardisten Karel Teige wollte er um weiteres Material
bitten.** In dem Schwerpunktheft, das als Nummer 3 im Jahr 1947
erschien, taucht Kalmer namentlich nicht auf; dass er — seit Herbst
1946 offizieller London-Korrespondent des „Plan“ — wichtiger
Impulsgeber war, ist dennoch anzunehmen.

Tanja Gausterer, geb. 1977 in Wiener Neustadt, ist Literatur¬
wissenschaftlerin in Wien; Veröffentlichungen vor allem zum Exil
in Großbritannien und zu österreichischen Literaturzeitschriften

nach 1945.

Anmerkungen

1 Brief von Joseph Kalmer an Ilse Barea vom 6.5.1953, Nachlass Joseph
Kalmer, Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien (im
Folgenden: NL JK, LIT).

2 Zu den vielfältigen Tätigkeiten Joseph Kalmers vgl. insbes. Tanja Gaus¬
terer: Der Literaturvermittler Joseph Kalmer. Versuch einer Annäherung.
Dipl. Arb. Wien 2004 sowie Konstantin Kaiser: Gar nicht fremde Weite.
Der Lyriker, Journalist, Übersetzer Joseph Kalmer. In: Ders.: Ohnmacht
und Empörung. Schriften 1982-2006. Hg. von Primus-Heinz Kucher u.a.
Klagenfurt/Celovec, Wien: Drava Verlag 2008 (= Zwischenwelt 11), 71-93.
3 Vgl. Joseph Kalmer: War Ronsard ein Slawe?, Typoskript, NL JK, LIT.
4 Brief von Joseph Kalmer an Fritz Mierau vom 20.2.1958, NL JK, LIT.
5 Europäische Lyrik der Gegenwart 1900-1925. In Nachdichtungen von
Josef Kalmer. Wien: Verlagsanstalt Dr. Zahn und Dr. Diamant 1927 (=
Weltanthologie des 20. Jahrhunderts 1).

6 Undatierter Brief von Milena Jesenskä an Willy Schlamm, vermutlich
August 1938. Zit. nach Alena Wagnerovä: Milena Jesenskä. „Alle meine
Artikel sind Liebesbriefe“. Biographie. Mannheim: Bollmann 1994, 70.

7 Eduard Bass: Klapperzahns Wunderelf. Eine Geschichte für große und
für kleine Jungen. Wien, Leipzig: Verlag Dr. Rolf Passer 1935. — Nach einer
weiteren Übersetzung des Kinderbuchs in der DDR (1958) erfolgte 2007
eine Neuübersetzung, die in ihrer Nachbemerkung zur Übersetzung Kalmers
und Wallners Pionierleistung ebenso würdigt wie sie die Übertragung aber
nach heutigen Maßstäben als überholt betrachtet. Vgl. Christoph Haacker:
Zur Übersetzung. In: E. Bass: Klapperzahns Wunderelf. 2. Aufl. Wuppertal:
Arco 2008 (= Arco Orca, Bd. 1), 151-162, insbes. 151-154.

8 Graf Ludwig Huyn, Josef Kalmer: Abessinien. Afrikas Unruhe-Herd.
u.a.: Verlag Das Bergland-Buch 1935 sowie Huyn, Kalmer: Habe’. Zem?
afrického neklidu. Autorisovany Pieklad Mileny Jesenské. Prag: Nakladatel
Vaclav Petr 1935 (= Petrovy Ilustrované Cestopisy, Bd. XI).

9 Die hier und im Folgenden erwahnten Lebensdokumente Joseph Kalmers
befinden sich alle in seinem im Literaturarchiv der Osterreichischen Natio¬
nalbibliothek aufbewahrten Nachlass.

10 Vgl. Wagnerovä: Milena Jesenskä (Anm. 6), 70.

11 Dieses Schreiben ist nicht erhalten. Kalmer erwähnt es in einem Brief
an das amerikanische Generalkonsulat in London, wo allerdings fälschlich
der 28. Mai 1939 als Erstkontakt zum Wiener Konsulat angegeben wird
(vgl. Brief von Joseph Kalmus an American Consul General/ London vom
12.10.1939, NL JK, LIT).

12 Vgl. Brief von Joseph Kalmus an Robert Neumann vom 18.9.1939;
abgedruckt in: Österreicher im Exil. Großbritannien 1938-1945. Hg. vom
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. Wien: Öster¬
reichischer Bundesverlag 1992, 407.

13 Vgl. Die verlorene Insel. Als Schulen zu Gefängnissen wurden... Das
Buch zur Gedenkstätte Karajangasse. Hg. von Robert Sommer. Wien:
Uhudla-Edition 1999.

62 _ ZWISCHENWELT

14 Brief von Joseph Kalmus an Robert Neumann vom 18.9.1939; zit. nach
Österreicher im Exil (Anm. 12), 407.

15 Brief von Joseph Kalmer an Otto Basil, 2.8.1946, Sammlung von Hand¬
schriften und alten Drucken, Österreichische Nationalbibliothek, Sign.:
1208/8-1.

16 So Erica Kalmer in einer Kurzbiographie ihres Mannes, NL JK, LIT.
17 Josef Kalmer: Storfer und die Wiener Sprache. In: Zeitspiegel (London),
Nr. 51/52, 22.12.1945, S. 12f., hier S. 13. — Der Artikel wurde mehrmals
veröffentlicht, u.a. am 23. April 1946 in der „China Daily Tribune“, auf die
sich auch die Wiederabdrucke neueren Datums berufen (vgl. Paul Rosdy:
Adolf Josef Storfer, Shanghai und die Gelbe Post [Dokumentation zum
Reprint von Adolf J. Storfer: Gelbe Post]. Wien: Turia + Kant 1999, 22f.
sowie A. J. Storfer: Im Dickicht der Sprache. Berlin: Vorwerk 8 2000, 7-11).
18 Paul Roubiczek, Joseph Kalmer: Warrior of God. The Life and Death of
John Hus. London: Nicholson and Watson 1947.

19 Neben „Klapperzahns Wunderelf“ (vgl. Anm. 7) waren dies: Gino Cor¬
nali: Einer von drüben. von der italienischen Front. Aus dem Italienischen
übersetzt von Josef Kalmer und Peter Niels Heller. Wien, Leipzig: Verlag
Dr. Rolf Passer 1935 sowie René Guillot: Im Sand von Ras el Gua. Wien:
Zeitbild-Verlag 1938.

20 Es ist nicht auszuschließen, dass die beiden in England, wo sie sich
erwiesenermaßen wieder getroffen haben, — unabhängig von der Überset¬
zung ins Englische —- noch an dem Buch gearbeitet haben. Fest steht, dass
die Monographie in der Tschechoslowakei so weit gediehen war, dass das
Manuskript bereits in Großbritannien gesichert war (möglicherweise durch
Roubiczeks früheres Eintreffen), die dazugehörige Bibliographie jedoch auf
der Flucht verloren ging (vgl. Warrior of God [Anm. 18], S. VID.

21 (Geschichts-)Philosophisch-reflektierend verarbeitete Roubiczek das erste
Kriegsjahr in seinen Tagebuchaufzeichnungen, die 1978 posthum erschie¬
nen. Darin findet sich im „Bericht des Herausgebers“ auch eine informative
Kurzbiographie (vgl. Paul Roubiczek: Über den Abgrund. Aufzeichnungen
1939/40. Hg. von Jörg-Ulrich Fechner. Mit einem Vorwort von Werner
Heisenberg. Wien u.a.: Molden 1978, S. 278-280). Zu Roubiczek vgl.
ebenfalls: Drehscheibe Prag. Deutsche Emigranten. 1933-1939. Eine Aus¬
stellung des Adalbert Stifter Vereins, München. München: Adalbert Stifter
Verein 1989, 69-76.

22 Brief von Josef Kalmus an Rudolf Olden vom 14.1.1939, Deutsches
Exilarchiv, Frankfurt/M. (im Folgenden: DEA), Sign.: EB 75/175/997.
Hervorhebung im Original.

23 Vgl. etwa die Briefe an die sozialistischen Tageszeitungen „Tagblatt“
(3.6.1958) und „Arbeiter-Zeitung“ (13.10.1958), NL JK, LIT.

24 Brief von Josef Kalmer an Rudolf Olden vom 7.2.1939, DEA, Sign.:
EB 75/175-1092.

25 Zu Doreen Warriner vgl. z.B. Anthony Grenville: Doreen Warriner,
Trevor Chadwick and the ‚Winton children‘. In: AJR journal, Vol. 11, No.
4 (April 2011), S. [1]£., Susan Cohen: ‚Winter in Prague‘: The humanitarian
mission of Doreen Warriner. In: AJR journal, Vol. 11, No. 8 (August 2011),
S. 4f. sowie William Chadwick: The rescue of the Prague refugees 1938/39.
Leicester: Matador 2010.

26 Josef Kalmer: Eine Lesebuchgeschichte. Statt einer Buchbesprechung.
In: Zeitspiegel (London), Nr. 29, 20.7.1946, S. 6. — Eine Variante dieser
Erinnerung ist unter dem Titel „Joss ‚of the Star““ als dreiseitiges Typoskript
in Kalmers Nachlass erhalten, NL JK, LIT. — Doreen Warriner war allerdings
nicht Korrespondentin des „News Chronicle“, sondern als Mitarbeiterin des
British Committee for Refugees from Czechoslovakia auch Repräsentantin
der Labour Party, des Lord Layton’s News Chronicle Fund und der Society
of Friends (vgl. dazu Susan Cohen: ,in Prague‘ [Anm. 25], S. 4).

27 Brief von Joseph Kalmer an Erica Kalmer vom 13.7.1956, NL JK, LIT.
28 Vgl. Peter Heumos: Die Emigration aus der Tschechoslowakei nach
Westeuropa und dem Nahen Osten 1938-1945. Politisch-soziale Struktur,
Organisation und Asylbedingungen der tschechischen, jüdischen, deutschen
und slowakischen Flüchtlinge während des Nationalsozialismus. Darstellung
und Dokumentation. München: Oldenbourg 1989 (= Veröffentlichungen
des Collegium Carolinum 63), S. 43.

29 Vgl. Brief vom American Consulate General, Prague an Josef Kalmus
vom 17.8.1939, NL JK, LIT.

30 Vgl. Brief von Joseph Kalmus an American Consul General, London
vom 12.10.1939, NL JK, LIT,

31 Brief von Josef Kalmus an Rudolf Olden vom 10.9.1939, DEA, Sign.:
EB 75/1405.