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Thoraks KOPERNIKUS tragt Hakenkreuzbinde. Aktion 2011

des Spruchkammerverfahrens in Miinchen oder
auf die 1950 erfolgte öffentliche Rehabilitierung
Thoraks durch die Präsentation seiner Werke
im Salzburger Mirabellgarten, um seine Rolle
in der NS-ZEIT und seine Verstrickungen in
das NS-Regime bewusst aus dem politischen
Kontext zu lösen.

Dass seit 1963 in Salzburg-Aigen eine Straße
nach Josef Thorak benannt ist, von ofhzieller

Evelyn Adunka

Seite das Straßenschild
jetzt auch noch mit
einer Schutzschicht
versehen und zum
Schutz vor zivilem
Ungehorsam hoch
über den Köpfen der
Bevölkerung montiert
wurde, und dass seine
Monumentalskulp¬
turen nach wie vor
unkommentiert im
öffentlichen Raum
präsentiert werden,
stärkt diese Simmen
natürlich ungemein!
Aber wie sind nun
das Werk und die
Person Josef Thorak
aus künstlerischer
Sicht zu beurteilen?
Ich meine, Thorak
verfügte über keinen
sonderlich ausgebilde¬
ten Geschmack. Dar¬
über hinaus schreibe
ich ihm eine völlige
Barbarisierung seines
menschlichen Emp¬
findungsvermögens

zu, da er die grausa¬

me Weltanschauung
der Nazis bedingungslos durch seine Werke
darstellte.

Um dies zu veranschaulichen, bitte ich Euch
nun, Euch vorzustellen, vor einem der beiden
Steinriesen im Mirabellgarten zu stehen. Und
ganz genau hinzusehen. Ich bin der Meinung,
dass diese Werke nichts geschmackvoll Origi¬
nelles oder gar zeitlos Formvollendetes an sich
haben. Aber sie sind, zugegebenermaßen, so

zeitlos mittelmäßig und banal, dass sie eigentlich
ganz gut in das spießbürgerliche Wohnzimmer
Mirabellgarten passen.

Also was tun? Die beiden Steinriesen stehen
lassen? Sie entfernen und in Giftkammern weg¬
sperren? Sie mit Zusatztafeln versehen?

Es braucht die zuständige Stadtpolitik nicht
zu wundern, dass wir jedem Ausblendungsver¬
such dieses dunklen Kapitels unserer Geschichte
entgegentreten. Es ist nicht genug, der schreckli¬
chen Ereignisse nur zu gedenken. Es ist vielmehr
unsere Pflicht, uns mit diesem dunklen Kapitel
unserer Geschichte kritisch auseinanderzuset¬
zen und entschieden gegen Rechtsextremismus,
Hass und faschistische Tendenzen einzutreten.
So kann meine Antwort auf die viel gestellte
Frage WAS TUN? nur lauten:

Auch weiterhin der Ehrung von Nazikünstdern
entschieden entgegen zu treten und sich die
Artefakte der NS-Zeit im öffentlichen Raum
als Aktionsfelder für aktive Beteiligung gegen
das Vergessen zu Nutze zu machen.

Im Gedenken an all jene, die für ihren Einsatz
für FREIHEIT und MENSCHENWÜRDE
ihr Leben ließen, ein vielfaches:

ALERTA, ALERTA ANTIFASCISTA!

Daniel Toporis, geb. 1982 in Salzburg, ist
Bildhauer und Aktionskünstler. 1998 bis 2002
Fachschule für Bildhauerei Hallein, Bildhauer
am Festspielhaus und am Landestheater Salz¬
burg, 2009 bis 2013 Studium der Bildhauerei
an der Universität Mozarteum Salzburg, lebt und
arbeitet in Salzburg. Seit 2002 laufend Einzel¬
und Gruppenausstellungen im In- und Ausland,
sowie Skulpturen, Aktionen und Performances
im öffentlichen Raum. Arbeitsaufenthalte u.a. in
Slowenien, Slowakei und Ungarn. Die zentralen
künstlerischen Themen von Toporis sind Freiheit,
Experiment und Revolte.

Überaus eindrucksvolle Schwarzweiß-Porträts
und Farbfotografien des 1950 in Wien gebo¬
renen Fotografen, Autors und Journalisten
Michael Horowitz sind bis zum 28. Mai 2017
im Wiener Jüdischen Museum am Judenplatz
zu sehen. Unter den Porträtierten sind Simon
Wiesenthal, Arik Brauer, Ernst Fuchs, Friedens¬
reich Hundertwasser und Elias Canetti in der
Pension Nossek.

Der Begleitband (im Eigenverlag, zum Preis
von € 29.90) enthalt neben Beitragen von Arik
Brauer, Angelika Hager, Heinz Marecek, Erika
Pluhar, Werner Schneyer, Hugo Portisch, Hans
Rauscher und Guido Tartarotti das Transkript
eines von Danielle Spera geführten Gespräches
mit Horowitz.

Der Fotograf wuchs in Wien auf und liebt es
bis heute. Zu Spera sagte er: „Ohne Wien kann

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ich nicht atmen, will ich nicht leben.“ Er erlernte
das Fotografieren als Assistent seines Vaters Os¬
car Horowitz, der unter Ernst Haeusserman als
Fotograf des Theaters in der Josefstadt arbeitete.
Seine Großmutter Deborah, genannt Dora, war
mit einem „Bandltandler“ (wie Angelia Hager
schreibt) in Stanislau verheiratet. Sie lebte nach
seinem frühen Tod in der Zwischenkriegszeit
in Wien; die NS-Zeit überlebte sie als Näherin
in Shanghai.

Kuratiert von Adina Seeger werden in einer bis
zum 26. März 2017 gezeigten Kleinausstellung
in der Dorotheergassse Möbel aus den zwan¬
ziger Jahren, die als neue Schenkung an das
Haus kamen, gezeigt. Die Möbel standen in
der Zwischenkriegszeit in einer Wohnung am
Fleischmarkt und gehörten der Familie Glück,
die eine Kürschnerei betrieb. Die Familie war

zugewandert aus Galizien und der Slowa¬
kei und lebte Anfang des 20. Jahrhundert in
Wien-Ottakring. Erwin (Irving) Glück gelang
die Flucht über Frankreich nach New York; die
Möbel wurden mitgenommen und standen in
einer Wohnung in Forest Hills in Queens. Er
starb 1979, seine Witwe 2012.

Auch zu dieser Ausstellung gibt es eine Be¬
gleitpublikation im Eigenverlag, in der Adina
Seeger viele Details genau und gut recherchiert
beschrieben hat. Über die kulturgeschichtliche
Bedeutung der Möbel führte Werner Hanak¬
Lettner, Chefkurator des Museums, für die
41-seitige Broschüre ein Gespräch mit Christian
Witt-Döring, dem früheren Leiter der Möbel¬
sammlung des Österreichischen Museums für
angewandte Kunst.