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lerin und Historikerin Elene Makarova von größter Bedeutung. Sie
hat bereits vor Jahrzehnten in einer Reihe von Ausstellungen die
Kunst und die Arbeiten im angewandten Bereich der Bauhausschü¬
lerin präsentiert; 1990 konnte sie anlässlich der Ausstellung in Yad
Vashem einen Katalog vorlegen, der einen Grundstein für die wis¬
senschaftliche Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk der
Künstlerin legte.

Ein abschließendes Wort der Kuratorin Brigitte Reutner-Doneus:
Das großartige CEuvre Friedl Dicker-Brandeis verlangt uns heute grö߬
ten Respekt und Bewunderung ab. Trotz Verfolgung und Terror schrieb
sich die kluge, unerschrockene und enorm talentierte Künstlerin mit
ihrem qualitätsvollen, genreübergreifenden Werk tief in die Kunst- und
Kulturgeschichte ein. Lassen wir ihre Kunstwerke für sich sprechen,
um uns ein Bild von einer großen Philanthropin und einer multita¬
lentierten Persönlichkeit zu machen, die bis zuletzt an das Gute im
Menschen, an den Sieg der Gerechtigkeit und Menschlichkeit glaubte.
(Katalog S. 22)

Mira Hüsers
Sehnsuchtsort Musiktherapie

Der ausgezeichnet gestaltete Katalog (Hirmer Verlag) mit zahlrei¬
chen Textbeitragen in deutscher und englischer Sprache, wird als
wertvolle Ergänzung über die Dauer der Ausstellung hinaus rele¬
vant bleiben. Die Schau Fried! Dicker-Brandeis / Bauhaus-Schülerin,
Avantgarde-Malerin, Kunstpädagogin war bis 29. Mai zu sehen.

Richard Wall, Dichter, Künstler und Reiseschrifisteller. Zuletzt er¬
schienen: Am Äußersten. Irlands Westen, Tim Robinson und Conne¬
mara. Erlangen: Wildleser Verlag 2020. Das Jahr der Ratte. Ein pan¬
dämonisches Diarium. Wien: Locker Verlag 2021.

Erinnerungen an Friedl Dicker-Brandeis von Edith Kramer erschie¬
nen in MdZ Nr. 3/1988, 5 If.

38 _ZWISCHENWELT

Felice Wolmut (1897 Wien — 1989 Portland/Oregon) war eine
Wiener Pianistin, Komponistin, Sängerin und Musiktherapeutin,
die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft aus Österreich 1938 flüch¬
tete und in die USA emigrierte.

Eine von ihr verfasste Autobiografie, die alsIyposkript im Doku¬
mentationsarchiv des österreichischen Widerstands in Wien auf
bewahrt wird und kürzlich im Rahmen der aktuellen Forschung
wiederentdeckt wurde, ermöglicht eine Annäherung an ihr Leben.
Dieses Typoskript ist sehr umfangreich und bietet Einblick in ih¬
rGefühlsleben, ihre Erlebnisse, Erfahrungen, Beobachtungen und
Wahrnehmungen.

Felice Wolmut wurde am 14. Januar 1897 in Wien geboren und war
die Tochter von Julius Gustav Landesberger (1865 — 1920), Edler
von Antbourg, und Elsa Landesberger (1869 — 1945), geb. Stoerk,
auch Eisenberg und Traumann genannt. Felice Wolmut stammte
aus dem Wiener Großbildungsbürgertum. Ihre Kindheit und Ju¬
gend verbrachte sie in Wien. Sie hatte eine ältere Schwester namens
Elisabeth Therese (1895 — 1920), Lilli genannt. Der Vater beider
Kinder, Julius Gustav Landesberger, war Sohn eines Börsenmaklers
und Professors an der Universität Wien.

Musik begleitete Felice Wolmut von Kindestagen an: Sie erhielt in
jungen Jahren Klavierunterricht - oft von den Kindermädchen und
Gouvernanten, welche sie ohnehin in vielen Bereichen unterrichte¬
ten und erzogen.

Die ersten Lebensjahre wuchs Wolmut gut behütet auf. Eine ih¬
rer schönsten Erinnerungen an ihre Kindheit war das gemeinsame
Singen mit ihrer Mutter am Klavier. Doch dieser von Geborgenheit
umhüllte Zustand hielt nicht lange an. Nach wenigen Jahren ver¬
ließ Wolmuts Mutter ihre Familie, um mit einem anderen Mann
eine Beziehung zu führen. Dieser Schicksalsschlag sollte die weitere
psychische Entwicklung der noch jungen Felice nachhaltig prägen.
Neben ihren Studienjahren in Wien, in denen sie Klavier, Gesang,
Komposition und Musiktheorie studierte, hatte sie auch in Italien
Gesangsunterricht. In Österreich wurde Wolmut unter anderem
von den Komponisten Arnold Schönberg (1874 — 1951) und Karl