In Jerusalem gründete Julius Weiser, wenige Tage nach seiner
Ankunft, das Kaffeehaus Beth Haiton: „Dieses Cafe war die
Geburtsstätte der freiösterreichischen Organisation in Jeru¬
salem.“
1940 eröffnete Stella Kadmon in Tel Aviv das Cabaret
Pavillon (in hebräischer Sprache), nach dessen Scheitern sie
mit deutschsprachigen Vortragsabenden in Stella Kadmons
Dachgarten begann; hier wurden auch szenische Lesungen
von Theaterstücken geboten, so von Bertolt Brechts „Furcht
und Elend des Dritten Reiches“ und Franz Werfels
„Jakobovsky und der Oberst“. (Nach Kriegsende trat Kadmon
auch vor österreichischen Kriegsgefangenen in Ägypten auf.)
Orient. Unabhängige Wochenschrift für Zeitfragen, Kultur,
Wirtschaft erchien in Haifa und Jerusalem wöchentlich vom
10. April 1942 bis 7. April 1943, hg. von Wolfgang Yourgrau.
Österreichische MitarbeiterInnen: Max Brod, Ernst Fischer,
Walter Fischer, Rudolf Fuchs, Karl Kraus, Theodor Friedrich
Meysels, Alfred Polgar, Heinz Politzer, Willy Verkauf, Man¬
fred Vogel, Robert Weil u.a.
Als Nr. 6 erschien am 8. Mai 1942 eine Wien-Nummer „Das
jüngst vergangene Wien und die großen Toten“ mit Nachrufen
auf Stefan Zweig, Joseph Roth und Sigmund Freud.
Herbst 1942 Gründung des Free Austrian Movement in
Palestine (FAM-P). Gründungsmitglieder: Kurt Blaukopf,
Josef Friedmann, Ludwig Biro, Herbert Stein, Ernst Klein.
Landessekretär (mit Sitz in Jerusalem): W. Verkauf. Präsident:
Dr. Georg Fuchs.
Aufgabenstellung: a) Herausarbeitung eines gemeinsamen
Standpunktes zur nationalen Frage Österreichs; b) Information
der Presse und amtlicher Stellen über Österreich und seine
Probleme; c) Unterstützung der Wiedererrichtung eines freien
und unabhängigen Österreich; d) Pflege des österreichischen
Kulturerbes; e) Erfassung und Unterstützung der heimkehr¬
willigen österreichischen Emigranten; f) Kontakt und Mei¬
nungsaustauch mit anderen österreichischen Exilorganisa¬
tionen in aller Welt.
Das FAM-P verstand sich als Sektion der Freien Öster¬
reichischen Weltbewegung (Free Austrian Movement — FAM),
London. Ortsgruppen gab es in Jerusalem, Haifa, Tel Aviv,
Petach Tikwa, Rehovoth, Jugendgruppe in Tel Aviv.
Verbindung zu den Priestern und Mönchen des Klosters in
Nazareth, die das „Austrian Hospice Nazareth“ betrieben. Im
September 1944 veröffentlichten sie einen Appell für die
Befreiung Österreichs an die österreichischen Katholiken im
Ausland. Kontaktmann: Ludwig Strobl.
Zusammenarbeit mit der FAM in Egypt, F.E. Goldscheider,
Kairo. — Das FAM-Koordinationskomitee Mittlerer Osten
(Middle East) gab „Funktionär[s]blätter“ (September 1944)
und ein internes Mitteilungsblatt (November 1944; Februar,
Mai 1945) heraus. Das Mitteilungsblatt erschien nach eigenen
Angaben seit November 1942 mit Beiträgen u.a. von: Arnold
Zweig, Louis Fürnberg, L. Strobl, E.F. Goldscheider, Jaromir
Basch, K. Blaukopf, H. Wagner, J.R. Becher, W. Verkauf, F.C.
West, Eva Kolmer, Fritz Baar, F.Th. Csokor.
Eng verbunden mit dem FAM-P waren die Friends of
Austria (FA), als deren Aufgaben genannt wurden: 1. Freund¬
schaft zwischen den alliierten Völkern und dem österreichi¬
schen Volk zu stiften. 2. Unterstützung der alliierten Pro- pa¬
ganda mit Informationen über den Freiheitskampf des
österreichischen Volkes. 3. Kulturelle Veranstaltungen. 4.
Unterstützung des Free Austrian World Movement (FAWM).
Am 21.10. 1942 wurde die Gründung der Austrian Society in
Palestine (AS-P) öffentlich bekanntgegeben: eine nicht-politi¬
sche Organisation, die für die Befreiung Österreichs in den
Grenzen von 1918 eintrat. Als Ziele wurden angegeben:
— die Vereinigung aller in Palästina lebenden Österreicher
ohne Einschränkung der Rasse, des Glaubens und der politi¬
schen Auffassung;
- die in Palästina lebenden Österreicher zur Unterstützung
der Kriegsanstrengungen der Alliierten zu ermuntern, entwe¬
der durch Eintritt in die britische Armee, oder durch
Einschreibung in zivile Selbstschutzorganisationen oder durch
Arbeit in der Kriegsrüstung;
— in ökonomischer Hinsicht das allgemeine Wohl der in
Palästina lebenden Österreicher zu fördern, ohne daß die
Society daraus Gewinn zieht.
23.11. 1942: Mario Kranz (vormals Deutsches Volkstheater,
Wien) las Texte von Fritz Brügel, F.Th. Csokor, F. Grillparzer,
H. v. Hofmannsthal, K. Kraus, Johann Nestroy, A. Polgar,
Arthur Schnitzler, St. Zweig, Berthold Viertel, Anton Wild¬
gans, W. Verkauf u.a. im Saal des Centre de Culture Frangaise,
Jerusalem. Eine Veranstaltung der FA und der AS-P.
10.3. 1943 Versammlung der FA und der AS-P aus Anlaß des
5. Jahrestages der deutschen Okkupation Österreichs in den
Räumen der Y.M.C.A. (Young Men’s Christian Association;
Jascha Heifetz Saal) in Jerusalem.
Von April 1943 - Oktober 1944 erschien, hg. vom Kreis der
Bücherfreunde, die Zeitschrift Heute und Morgen in unregel¬
mäßiger Folge in insgesamt 12 nicht numerierten Heften in Tel
Aviv, Haifa und Jerusalem. Österreichische MitarbeiterInnen:
Ferdinand Bruckner, E. Fischer, Manfred Vogel, W. Verkauf,
Eva Priester u.a.
Am 2.11. 1943 gratulierte Willy Verkauf in seiner Eigenschaft
als ehrenamtlicher Sekretär der Österreicher in Jerusalem
Churchill zum Moskauer Memorandum.
Am 11.11. 1943 fand in den Räumen der Y.M.C.A. in
Jerusalem eine Gedenkveranstaltung zum 25. Jahrestag der
Republik Österreich mit Präsident Alfred Klein, Ernst Ceiss,
Dr. Arnold Czempin, Egon Keppich, W. Verkauf statt. Musik:
Ida Rosen am Flügel.
3./4.12. 1943 Landeskonferenz der AS-P mit Dr. Josef
Friedmann, A. Klein, Dr. Oskar Back, K. Blaukopf (Vortrag:
„Nationale Probleme der österreichischen Geschichte“), Dr. L.
Biro, W. Verkauf, H. Klein, E. Ceiss statt. Mitgliederstand 478,
zu 85% Juden. Zum Punkt „Allgemeine Stellung der Organi¬
sation“ wurde festgehalten:
Besondere Probleme entstehen durch die Tatsache, daß
Palästina ein Mandatsland ist mit einer starken jüdischen