ordnet sind, so daß die in den Ecken angebrachten Ösen od.
dgl. im normalen Verband mindestens je drei Flecken zusam¬
menfassen.
Adolf absolvierte vom 20. Juni 1919 bis zum 20. Juni 1922
die Lehre bei seinem Vater, der eine Schusterwerkstatt in der
Engerthstraße 213 betrieb. Die Gesellenprüfung als Oberteil¬
herrichter bestand er am 27. Juli 1922. Über seine Motivation
zum Erlernen dieses Berufes informiert uns Adolf Unger am
31. Dezember 1933 in einer autobiographischen Skizze im
„Neuen Wiener Tagblatt“:
Als Sohn eines Schuhmachers im Jahre 1904 in Wien gebo¬
ren, besuchte ich bis zum zehnten Lebensjahr eine Landschule.
Erst bei Kriegsbeginn kamen wir wieder nach Wien zurück. Die
Mutter, eine Analphabetin, hielt die Kriegsjahre wie Millionen
andere mühsam durch. Ich als Jüngster der Familie besuchte
nun die Volksschule in Wien ... Da man meiner Intelligenz nicht
allzuviel zutraute (in der Landschule blieb ich einmal sitzen),
war es für mich eine Erlösung, die Schule nicht mehr besuchen
zu müssen ... Ich verbrachte ein Jahr als Gassenjunge die Tage
und Nächte, und fühlte mich in meiner Freiheit wohl. Mit der
Rückkehr meines Vaters aus dem Kriege trat das Schwere des
Lebens an mich heran. Ich wurde Schuhmacher und erlernte
später die Oberteilherrichterei. Drei Lehrjahre gingen vorüber,
ich bekam den Gesellenbrief der Wiener Schuhmachergenos¬
senschaft.
Maximilian übte den Beruf eines Vertreters aus. Er ver¬
kaufte Kohlen, Koks und Heizöl. In der Freizeit gingen die
Brüder ihren Hobbies und Neigungen nach.
Bernhard Unger, der seit seiner Kindheit mit seinem Ju¬
gendfreund Manfred Ackermann verbunden war, der später in
vielen Bereichen der Sozialdemokratie und in den Freien
Gewerkschaften überaus aktiv wurde, teilte mit ihm die Begei¬
sterung für den Fußball. Jedoch Bernhard, mit seiner Familie
in der Arnezhoferstraße 9, Tür 16 wohnhaft, im Gegensatz zu
Manfred Ackermann ein überzeugter Zionist, brachte es zu
höheren Fußballehren. Er wurde nämlich Präsident des jüdi¬
schen Fußballvereines Hechawer. Im Spieljahr 1925/26
kämpfte dieser Verein mit neun weiteren in der 4. Klasse Süd¬
ost um den Meistertitel, darunter den jüdischen Klubs
Makkabi und Bar Kochba. Für seine Verdienste um diesen
Sport erhielt Bernhard im August 1925 anläßlich seiner ersten
Erkundigungsfahrt nach Palästina als langjähriger, verdienst¬
voller Präsident des Jüdischen Sportvereines Hechawer ein
Ehrendiplom.
Max Unger, der als Kind fasziniert den Zauberkünstlern im
Wiener Prater zusah, verschrieb sich ganz der Magie und ruh¬
te nicht cher, bis er auch selbst einige Kunststücke zustande
brachte.
Adolf Unger jedoch zog es zur Dichtkunst. Die Volks¬
hochschulen, die Arbeiterbildungsvereine wurden ihm zur gei¬
stigen und kulturellen Heimat. Hier fand der junge Arbeiter¬
schriftsteller für seine ersten literarischen Gehversuche auf¬
merksame Zuhörer und Gleichgesinnte. Ernst Schönwiese, der
ab 1929 in der Volkshochschule Leopoldstadt die literarische
Fachgruppe leitete, fand in Adolf Unger einen treuen, eifrigen
und begeisterungsfähigen Mitarbeiter, der ihm als Fachgrup¬
penobmann dieser literarischen Fachgruppe zur Seite stand. Im
Jahre 1935 kehrte Adolf Unger mit seiner Frau und seiner am
29. Jänner 1935 geborenen Tochter Hanna vom 3. Bezirk in die
Leopoldstadt, Stuwerstraße 19, Tür 27, zurück. Über ihre
Wohnsituation in einem Zinshaus heißt es in dem Gedicht
„Mein Kabinett“:
Der Raum, in dem ich wohne, liegt nach Norden
und selten, hat sich noch ein Sonnenstrahl
hierher verirrt. Zwei Meter knapp vom Fenster
entfernt ragt eine graue Mauer steilauf.
Grau ist sie, und der Raum ist düster.
Und geh ich schlafen oder steh ich auf,
so trifft der erste und der letzte Blick die Mauer.
Die immer graue, düstre, niemals Frohsinn spendende Wand.
Nur Bücher schenken mir noch Licht.
O denket dran: Auch Mauern können Freude spiegeln.
Ich aber sehe niemals etwas andres als dies Grau.
O meine Seheraugen sehn euch durch und durch,
und mich allein nicht hinter Mauern hocken,
die Augen sehen alles, und meine Augen sehn auch euch!