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Bereit für das Purim-Fest. Die Töchter von Bernhard Unger vor
ihrem Wohnhaus in der Arnezhoferstraße 9. März 1933.
Foto: Archiv Herbert Exenberger

ben. Denn in der Rubrik Deutsche Sprache und Aufsatz stand
Genügend.

In der „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller“, die am 22.
Jänner 1933 gegründet wurde, besetzte Adolf Unger gemeinsam
mit Else Feldmann und Marie Jahoda die Kontrollfunktion.
Weiterhin sorgte er sich unermüdlich um die literarische Fach¬
gruppe in der Volkshochschule Leopoldstadt, wirkte bei selbst¬
ständigen Veranstaltungen der „Vereinigung sozialistischer
Schriftsteller‘ mit und wurde zum gefragten Autor und Vortra¬
genden innerhalb der Sozialdemokratie. So meinte zum Beispiel
der Rezensent Alfred Apsler am 13. Dezember 1933 in der ,,Ar¬
beiter-Zeitung“ über eine Lesung Adolf Ungers, veranstaltet am
8. Dezember 1933 von der „Sozialistischen Jungfront Neubau¬
Josefstadt“ und den „Sozialistischen Studenten“ der Wiener
Bezirke Mariahilf, Neubau und Josefstadt, die er gemeinsam
mit Willy Miksch, Karl Schneller und Klara Blum gestaltete:

Die gleiche Zurückhaltung wäre Adolf Unger anzuempfeh¬
len, der Gefahr läuft, sich in einem heute schon veralteten
Expressionismus zu ergehen. Ein packender, mitreißender
Rhythmus bewegt jedoch seinen dumpf anklagenden „Song
vom Trott“ und andre aus sozialem Leid erwachsende Verse.

Durch den Bürgerkrieg im Februar 1934, als die Regierung
Dollfuß über sozialistische Kämpfer Todesurteile fällte und die
Sozialdemokratische Arbeiterpartei und die Freien Gewerk¬
schaften mit all ihren Vorfeld- und Nebenorganisationen ver¬
bot, war eine legale Tätigkeit der „Vereinigung sozialistischer
Schriftsteller“ nicht mehr möglich. Am 2. März 1934 erfolgte
durch Bescheid des Sicherheitskommissärs des Bundes für

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Wien die zwangsweise Auflösung dieser sozialistischen Schrift¬
stellerorganisation.

Im März 1934 — wohl schon vorbereitet vor den tragischen
Februartagen — erschien ein schmales Lyrikheft von Mitgliedern
der „Vereinigung Junge Kunst“. Wir finden darin auch soziale
Gedichte von Adolf Unger. Einige Monate später, am 27. Okto¬
ber 1934 gestalteten die gleichen Autoren unter dem Titel
„Dichtung der Gegenwart. Junge Kunst“ einen Vortragsabend in
der Wiener Urania. Die einleitenden Worte sprach der ehema¬
lige Funktionär der sozialistischen Schriftsteller Alfred Werner
(d.i. Alfred Weintraub). In literarischen Publikationen, etwa in
der Zeitschrift „die Brücke“ von Jean Améry (Hanns Mayer)
oder im „Jahrbuch 1935“, zusammengestellt von Hermann Ha¬
kel, fand die Lyrik Adolf Ungers Aufnahme. Auch hier wieder
durchflutet diese Gedichte ein uneingeschränktes Engagement
des Arbeiterschriftstellers für seine Klassen- und Leidensge¬
nossen. „Es sind Verse, in denen das Mitleid mit den Enterbten
des Glücks zittert“, meint etwa „Das Kleine Blatt“ und eine
Grazer Zeitung urteilt: ‚,... aus seinen Worten fühlen wir, daß er
etwas zu sagen hat, daß er in der Zeit steht, Not und Elend wohl
selber kennt und so aus innerstem Erleben heraus schafft.“

Adolf Unger und andere ehemalige Mitglieder der „Vereini¬
gung sozialistischer Schriftsteller‘ fanden in dem 1936 von Dr.
Viktor Matejka, Dr. Otto Spranger und dem katholischen Ar¬
beiterschriftsteller Anton Forcher gegründeten „Österreichi¬
schen Arbeiter-Schriftstellerverband“ Förderung und Unter¬
schlupf.

Nach der Nazibesetzung Österreichs im März 1938 flüch¬
tete Adolf Unger mit seiner Familie nach Belgien. Bernhard
Unger wanderte bereits in den Jahren 1932-33 mit seiner Fa¬
milie und seinen Eltern nach Palästina aus. Max Unger flüch¬
tete vor dem drohenden Nazi-Unheil in die Schweiz. Da ihm
als Flüchtling sein Beruf als Vertreter verwehrt wurde, holte er
die Zauberkunststücke aus seinem Gedächtnis zurück. Mit
Ausdauer und Energie übte er in seiner Mansardenwohnung in
Basel an der Vervollkommnung seiner Fähigkeiten, die er
zunächst in Soldatenheimen und Internierungslagern vorführ¬
te. 1942 gelang ihm unter seinem Künstlernamen Mac Jen der
Durchbruch auf die Bretter des Clara-Varietes. Für seine
Kunststücke erhielt Max Unger den „Goldenen Ring“ der ,,So¬
ciety of American Magician“ verliehen.

Auch Adolf Unger engagierte sich in seinem Exilland Bel¬
gien bei kulturellen Veranstaltungen. So trat er gemeinsam mit
dem Konzertmeister der Wiener Volksoper, Fritz Brunner, der
Sängerin Paula Baeck und dem Sänger Karl Weissenstein und
anderen Künstlern bei einer „Wiener Akademie“ des „Cercle
Culturel Autrichien“ am 29. März 1939 in Brüssel auf. Am Tage
der Nazi-Invasion in Belgien, am 10. Mai 1940, wurden deut¬
sche und österreichische Emigranten und andere Personen in ei¬
ner Atmosphäre der Panik verhaftet, interniert und in Viehwag¬
gons nach Frankreich abgeschoben, unter ihnen Adolf Unger
mit seiner Familie. Mehrere Lager in Frankreich, Gurs, Rives¬
altes, Mont Louis, wurden nun zu Aufenthaltsorten von Adolf
Unger, seiner Frau Sobel und ihrer Tochter Hanna. Auch in die¬
ser Zwangsgemeinschaft schrieb er Gedichte, etwa über das
Lager Gurs.

Sie liegen wie Klötze aus Schlamm,

auf Säcken mit Stroh gefüllt.

Gegen ihr Leid ist kein Damm

gebaut, Not wird nicht gestillt.

Sie hoffen und beten nicht mehr.

So liegen und warten sie auch.