beschaffung zusammen. Hotel Bolivia prä¬
sentiert sich darüber hinaus als vielschichti¬
ges Buch, das die Komplexität einer
Exilsituation, sich verändernde politische
Konstellationen im Aufnahmeland, Kultur¬
transfer, Lebensbewältigung und kulturelle
Produktion in einer komplexen Emigranten¬
community, den gelegentlichen Kontakt mit
eingewanderten Nationalsozialisten, Antise¬
mitismus in Bolivien sowie Akultura¬
tionsphänomene analysiert. Die Anwendung
der Erkenntnisse der Gedächtnisforschung,
die der „culture of memory“, den Symbolisie¬
rungen und Inszenierungen des Gedächtnis¬
ses Rechnung trägt, gibt dem Band eine neue
methodische Perspektive.
Der Wechsel zwischen (auto)biografischen
Textabschnitten und den historischen Ana¬
lyseteilen ist transparent und nachvollziehbar.
Es bleibt zu hoffen, dass Hotel Bolivia in
deutscher Übersetzung erscheint.
Ursula Prutsch
Leo Spitzer: Hotel Bolivia. The Culture of
Memory in a Refuge from Nazism. New York:
Hill and Wang 1998. 234 S.
Leontina Arditti: An meinem Ende steht
mein Anfang. Ein jüdisches Leben in Bul¬
garien. Aus dem Bulgarischen und mit einem
Nachwort von Penka Angelova. Wien: Milena
Verlag 2002. 303 S. € 19,90/SFr 33,90
Herbert Arlt (Hg.): Erinnern und Vergessen
als Denkprinzipien. St. Ingbert: Röhrig Uni¬
versitätsverlag 2002. 222 S. (Österreichische
und internationale Literaturprozesse. Hg. von
Herbert Arlt. Bd. 15).
Mit Beiträgen über Jura Soyfer, Herbert
Steiner (den ersten Leiter des DOW), die süd¬
afrikanische Wahrheits- und Versöhnungs¬
kommission, den ‚Vergessens-Philosophen’
Rudolf Burger, japanische und koreanische
Literatur, Michael Guttenbrunner, Gerald
Szyszkowitz, Jurek Becker u.a.
Dimitré Dinev: Die Inschrift. Erzählungen.
Wien: Edition Exil 2001. 147 S.
Milo Dor: Der Mann, der fliegen konnte. Eine
Erzählung für Erwachsene und Kinder. Mit
Illustrationen von Rita Berger. Wien: Picus
1990 (1991). 52 S. € 9,90/SFr 17,70
Thomas Geldmacher: „Wir als Wiener waren
ja bei der Bevölkerung beliebt“. Österreichi¬
sche Schutzpolizisten und die Judenver¬
nichtung in Ostgalizien 1941-1944. Wien:
Mandelbaum 2003. 174 S. € 17,90
Rene Geoffrey: Ungarn als Zufluchtsort und
Wirkungsstätte deutschsprachiger Emigranten
(1933-1938/39). Frankfurt a.M.: Peter Lang
2001. 485 S. € 65,40
Geschichtsbilder, Widerstand, Vergangen¬
heitspolitik. Hg. von Otmar Hersche im Auf¬
trag der Paul Grüninger Stiftung. Zürich: Die
WochenZeitung 2002. 126 S. SFr 20,¬
Eine Dokumentation anläßlich der Schweizer
Nationalratsdebatte über die Rehabilitierung
von antifaschistischen Schweizerinnen und
Schweizern: Es geht erstens um die in der
Schweiz immer noch rechtskräftig verurteilten
Personen, „die zur Zeit des Nationalsozia¬
lismus verfolgten Menschen zur Flucht ver¬
holfen haben“, zweitens jedoch um die, die im
Widerstand gegen Nationalsozialismus und
Faschismus mit Schweizer Gesetzen in
Konflikt geraten sind (z.B. Freiwillige, die auf
der Seite der Spanischen Republik gegen die
Franco-Faschisten oder in der französischen
Resistance gegen die Nazis kämpften). Die
Gesetzesinitiative ging von Paul Rechsteiner
aus, der wesentlich zur schließlichen Reha¬
bilitierung Paul Grüningers beigetragen hat.
(Rechsteiner ist Rechtsanwalt und Präsident
des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes.)
Allerdings wollte die Mehrheit in der Kom¬
mission für Rechtsfragen des Schweizerischen
Nationalrats nur die FlüchtlingshelferInnen
entkriminalisiert wissen.
Die in vorliegendem Buch dokumentierte Ta¬
gung der Paul Grüninger Stiftung, die im Juni
2002 in Zürich stattfand, sammelt die Argu¬
mente der BefürworterInnen der Gesetzesini¬
tiative, ohne Einschränkung auf die Flücht¬
lingshelferInnen. Regula Ludi, Antonia
Schmidlin, Peter Huber berichten über
Fluchthelfer an der Schweizer Grenze, Hilfe
und Widerstand von „unpolitischen“ Frauen
inner- und außerhalb der Schweiz und über
das Schicksal der Schweizer Spanienkämpfer.
Nils de Dardel und P. Rechsteiner diskutieren
die praktischen, politischen und juristischen
Aspekte.
Sabine Gruber: Die Zumutung. Roman. Mün¬
chen: C.H. Beck 2003. 220 S. € 17,90 (18,40
in Osterreich)/SFr 30,50
Peter Gstettner, Grete Anzengruber, Peter Ma¬
lina, Elke Renner: Die Mühen der Erinnerung.
Bd. 1: Zeitgeschichtliche Aufklärung gegen
den Gedächtnisschwund. Bd. 2: Nachhaltiges
Lernen durch Aufarbeiten der „dunklen Ver¬
gangenheit“. Wien: Verein der Freunde der
Schulhefte 2002. 177, 167 S. Pro Band €
10,90 + Versandkosten. (= schulheft 105, 106).
Heide Helwig: „Ob niemand mich ruft“. Das
Leben der Paula Ludwig. Ebenhausen bei
München: Langewiesche-Brandt 2002. 318 S.
Brigitta Keintzel, Ilse Korotin (Hg.): Wissen¬
schafterinnen in und aus Österreich. Leben —
Werk — Wirken. Wien, Kölm, Weimar: Böhlau
2002. 870 S.
Paul Michael Lützeler: Hermann Brochs
Kosmopolitismus: Europa, Menschenrechte,
Universität. Wien: Picus 2002. 54 S. €
7,90/SFr 14,20 (Wiener Vorlesungen. Bd. 91).
Christine Recht: Warum mit Marx marschiert,
aber schlecht Walzer getanzt werden kann.
Versuch einer Kritik der Tanzschule. Wien:
WUV Universitätsverlag 2002. 190 S. € 19,¬
(Dissertationen der Universität Wien. Bd. 95).
Felix Rieper, Mollie Brand-Bowen (Hg.):
„Laßt mich leben!‘ Stationen im Leben des
Künstlers Arnold Daghani. Aus dem Engli¬
schen von F. Rieper. Vorwort von Edward
Timms. Lüneburg: zuKlampen 2002. 352'S. €
24,-/SFr 41,40 \
Christa Stippinger (Hg.): Kulturbrüche.
Anthologie. Das Buch zum Literaturpreis
schreiben zwischen den kulturen 2002. Wien:
edition exil 2002. 202 S. € 13,¬
Daniela Strigl (Hg.): Frauen verstehen keinen
Spaß. Wien: Paul Zsolnay 2002. 247 S. (Pro¬
file. Magazin des Österreichischen Literatur¬
archivs. Bd. 9).
Ernst Ziegler: Hans Richard von Fels. Aus¬
züge aus seinen Tagebüchern 1939 bis 1945.
St. Gallen: Stadtarchiv (Vadiana) 1998. 263 S.
Hermynia Zur Mühlen: Nebenglück. Ausge¬
wählte Erzählungen und Feuilletons aus dem
Exil. Hg. von Deborah J. Vietor-Engländer,
Eckart Früh und Ursula Seeber. Bern, Berlin:
Peter Lang 2002. 279 S. € 51,- (Exil-Do¬
kumente verboten verbannt vergessen. Bd. 6).
Korczak-Bulletin. Hg. von der Deutschen
Korczak-Gesellschaft gemeinsam mit Öster¬
reichischer Janusz-Korczak-Gesellschaft und
Schweizerischer Korczak-Gesellschaft. Heft
2/2002. 57 S. € 2,60
Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv Nr.
20/2001. Hg. von Johann Holzner und Eber¬
hard Sauermann. Innsbruck: Brenner-Forum
und Forschungsinstitut Brenner-Archiv. 219
S.
Das Jahrbuch des Brenner-Forums präsen¬
tiert sich völlig neu, elegant gestaltet, was
nicht auf Kosten des Inhalts gegangen ist. Die
Beiträge bieten ein Bild der vielfältigen For¬
schungs- und (müßte man sagen) Reflexions¬
tätigkeit des Brenner-Archivs der Universität
Innsbruck.
Zur Präsentation des Buches „An der Zeiten
Ränder“ am 18.11. 2002 in Tel Aviv.
Ich bin eine gebürtige Czernowitzerin, drei
Generationen meiner Familie lebten in
Czernowitz. In meiner Kindheit und Jugend
habe ich all das genossen, was diese beson¬
dere Stadt uns geboten hat: gute Schulen,
gute Lehrer, gute Bücher, Theater, Kino,
Kunst und Literatur.