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AN MANCHEN TAGEN
Überfällt mich die Gewissheit,
Nutzlos zu sein. Erstaunlich sicher,
Nicht gebraucht zu werden.

Ich liebe es dann, mit der Sense
Eine Wiese zu mähen. Bogen
Um Bogen, wenn die Halme,
Bewegt vom Wind,

Vor die Klinge sich legen.

Eine Arbeit bei der ich leicht
Bleibe und schweigen kann.

DIE SALAMANDER VON PALINURO

Salamander lagen reglos auf antiken Steinen,
Als bedächten sie in Ruhe

Unsre Ungeduld des heißen Blutes

In den Ordnungslabyrinthen.

Lagen da und hörten fernes Meer.
Einsam auf der Hut, von jedem Deut erweckt,

Wechseln weise sie die Farben, unerkannt zu träumen,
Ohne Plan und ohne Ziel. Wie ein Gedicht.

DAS LETZTE GEDICHT VON ROBERT DESNOS

In den Neuschnee, Januar oder Februar?
Fünf und Vierzig, schrieb er mit dem Finger.
Die schönsten Zeilen der Poesie. Auf weißem
Blatt des Schnees! Kann nicht lang stehn

In Sträflingskleidern. Die Hände blau.

Ach, könnten wir lesen, was da stand!
Signiert nur kurz: R.D./Theresienstadt.

Als sie ihn fanden, war der Schnee getaut.

Hans-Eckardt Wenzel, geb. 1955 in Kropstädt bei Wittenberg, ist
Musiker, Sänger, Komponist, Autor und Clown. Charakteristisch für
ihn sind Vertonungen großer Texte anderer Künstler. In diesem Sinne
trat er u.a. durch Vertonungen von Gedichten Theodor Kramers hervor.
Die CD „Lied am Rand“ erschien 1996 zum 100. Geburtstag des
Lyrikers. Die Lieder sind in der Besetzung Akkordeon, Klarinette,
Gitarre, Baß, Fagott und Percussion aufgenommen. 2003 lädt die
Tochter von Folk-Legende Woody Guthrie, Nora Guthrie, Wenzel
nach New York ein. Aufihren Wunsch hin übersetzt er Texte Woodys
ins Deutsche und vertont unveröffentlichte Werke neu. Das daraus
entstandene Album „Ticky Tock — Wenzel singt Woody Guthrie“ ist
sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch erschienen.

2006 widmet sich Wenzel erneut den Texten Kramers mit dem Werk
„Vier Uhr früh — Wenzel singt Theodor Kramer Vol. II“. Insgesamt
vertonte er über 200 Lieder des Dichters.

2008 erschien das Album „Wenzel singt Henriette Haill — StrafSen¬
ballade“, Vertonungen der gleichnamigen österreichischen Dichterin in
der Besetzung Gitarre, Klavier, Bafs, Perkussion, Akkordeon, Xylophon,
Klarinette, Keyboard, Rhodes, Orgel, Glockenspiel und Spielzeug.

Für seine Werke erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. acht
Mal den Preis der deutschen Schallplattenkritik und den deutschen
Liederpreis.

Wenzels Gedichtband „Seit ich am Meer bin“ erschien 2011 im
Berliner Matrosenblau Verlag.

Bei der Verabschiedung Siglinde Bolbechers sang H.E. Wenzel Lieder
nach Theodor Kramer („Vom Nicht-Beigeben“ und „Wann in mein
Grünes Haus ich wiederkehr‘) und Erich Mühsam.

Am 15. Oktober war auf Einladung des Aktionsradius Wien Wenzel
wieder in Wien zu hören und zu sehen: WENZEL SOLO: WOODY
100 JAHRE. EINE HOMMAGE AN WOODY GUTHRIE

Woody Guthrie, der große Singer-Songwriter und Aktivist des 20.
Jahrhunderts, wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Seine
Lieder haben an Gültigkeit bis heute nichts eingebüfst.

Wenzel hat sich viele Jahre mit Guthries Texten und Ideen ausein¬
andergesetzt. Er hat im Woody Guthrie Archiv in New York gearbeitet,
unveröffentlichte Gedichte vertont und ins Deutsche übertragen.

In seinem Solokonzert präsentiert er diese Songs auf eindringliche
Weise, vermischt mit eigenen Liedern und wundersamen Erklärungen
und Beschimpfungen. Seine Version von „This land is your land“ ist
zu einem eindringlichen Beweis der Aktualität von Woodys Poesie
geworden.

Oktober 2012 23