Aus dem Persischen von Nahid Bagheri-Goldschmied
Traurig dreht sich
der Mond über mir
Sterne stürzen
in Brocken herab
Ich steige
hinunter ins Loch
in dem sie gestern
eine Frau, die liebte, gesteinigt haben
Rinnsale Blutes
haben sich mit Erde vermischt
Ein scheuendes Pferd
wiehert in meinem Kopf
Schwarz wird mir vor Augen
Blut und Erde - ihr Geruch
ist von einem letzte Atemzug
Wut und Gewalt
ein wilder, hungriger Sturm
heulen in meinen Ohren
Die Hand vor die Augen gepresst
sage ich Hüa
zu dem dummen Pferd der Flucht
Und immer noch
rinnt Blut
Tropfen für Tropfen
aus den großen Augen des Mondes
auf die Stelle an der gestern
eine liebende Frau gesteinigt wurde
Dornen schwarzer Angst
bohren sich Schicht für Schicht
durch mein Gehirn
Die schwarze Angst
die bittere
mit dem Geschmack der Erde
in der Farbe des Todes
fasst mich an
In einem Albtraum
sah ich die ganze Welt zerstört
alles vernichtet
endgültige Zerstörung
Doch immer noch war ich
tief im Dunkel gefangen
und mein Dasein
schien mir sehr schwer und bedrohlich
Von Blut und Asche bedeckt
erwachte ich
und hörte plötzlich
taubengrau die Stimme der Radiosprecherin
Sie verkündete einen eben ausgebrochenen Krieg
und berichtete von großer Verwüstung
In Panik
schloss ich die Fenster
und zog den Vorhang vor den Albtraum
um den Lärm der Explosionen
der todbringenden Raketen
nicht zu hören
und nicht mit wachen Sinnen
die Zerstörung zu schauen
Die Unruhe lässt mich nicht los
und die schwarze Angst
Hinter allen Fenstern
lauert nun Tod
In der Gebärmutter dreht sich ein Erdball
die Wehen haben begonnen
verkrampfte Finger
zusammengeduckt
wartende Frauen
beginnen zu schreien
mit einer Stimme
mit einem Atem
Und mutlos kauernde Männer
heben Hände zum Himmel