Pouran Farrokhzad wurde am 3. Februar 1932 als erstes Kind ihrer
Eltern in Teheran geboren. Ihr Vater, ein Offizier, besaß eine große
Bibliothek. Pouran ging schon als Kind in sein Arbeitszimmer und
betrachtete stundenlang die Bücher, ohne sie lesen zu können. Sie und
ihre vier Geschwister konnten alle schon lesen, bevor sie in die Schule
gingen. Mit neun Jahren begann sie bei einem Privatlehrer Englisch
zu lernen und wollte Dolmetscherin werden.
Die strenge und gespannte Atmosphäre des Hauses belastete sie.
Deswegen heiratete sie schon mit 17 Cyrous Bahman, Chefredakteur
der Kulturzeitschrift „Asiaye Javan“ (Junge Asien), mit dem sie zwei
Töchter hatte.
Nach der Trennung von ihrem Mann arbeitete Pouran bei iranischen
Radiosendern und beim Fernsehen. Sie schrieb Gedichte, Erzählungen,
Horspiele und literarische Ubersetzungen. Neben ihrer Arbeit absolvierte
sie ein Studium der englischen Sprache und Literaturwissenschaft.
Ihr erster Lyrikband, „Ein Treffen im Herbst“, erschien 1971;
„Glück heifst, in einem roten Apfel zu beifsen‘, ihr zweites Buch, kam
1973 in Teheran in großer Auflage heraus.
Von Pouran Farrokhzad sind bis jetzt zahlreiche Bücher erschienen:
Lyrik (moderne freie Dichtung, aber auch Vierzeiler in traditionell
‚persichen Versmafsen), Prosa, Übersetzungen, Romane und Essays. Ihre
Gedichte sind u.a. ins Armenische, Kurdische, Englische, Französische,
Italienische übersetzt.
In gutbürgerlichen, kultivierten und zugleich streng disziplinierten
Haus der Farokhzad Familie wuchsen drei namhafte Künstler heran:
Pouran, Forough und Fereydoun Farrokhzad.
Fourough (1934 — 1966) gilt als beliebteste Dichterin des letzten
Jahrhunderts in Persien. Ihre Filmdokumentation „Das Haus ist
schwarz“ beeinflusste Chris Marker und Bernardo Bertolucci.
Fereydoun Farrokhzad (1938 — 1992), Lyriker, Literaturwissen¬
schaftler, Sänger und Schauspieler, hatte 1991 seine erste Rolle in dem
Film „I Love Vienna“. Er wurde 1992 in seiner Wohnung in Bonn von
iranischen Geheimagenten mit mehreren Messerstichen ermordet. Er
war neben dem Kurdenführer Dr. Abdolrahman Ghasemlou in Wien
und anderen iranischen Oppositionellen eines der Opfer einer Serie
von Attentaten in Europa,
Pouran Farrokhzad, heuer 80 geworden, arbeitet immer noch ener¬
gisch. Sie lebt in einem Land, in dem Künstler entweder im Gefängnis
sitzen oder mit der Diktatur in ihren Köpfen und mit der Zensur in
ihren Büchern leben müssen.