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Flugblatt des ,,Antifaschistischen Ausschusses fiir Volos und
Umgebung“ , September 1944 (Hans-Peter Klausch: Die 999er)

Griechenland beginnen. Dabei gelang es den Deutschen von den
Alliierten fast unbehelligt ihre Truppen aufs Festland zu verla¬
gern. Dass die Briten sich in dieser Phase so ruhig verhielten, hing
damit zusammen, dass eine starke deutsche Kräfteansammlung
auf dem Festland in ihrem strategischen Interesse lag. Denn auf
diese Weise waren die Kräfte der ELAS gebunden und die Briten
konnten selbst genügend eigene und rechtsgerichtete griechische
Exiltruppen in die von den Deutschen geräumten Gebiete brin¬
gen und so den Einfluss der ELAS zuriickdrangen.”

Die politisch organisierten 999er, die von diesen Riickzugsplanen
unter anderem durch Radiosendungen des BBC, aber auch über
ihre griechischen Kontaktpersonen informiert wurden, begannen
nun ihrerseits, verstärkt die anderen Soldaten über die katastro¬
phale militärische Lage der Wehrmacht aufzuklären und so — wie
Fritz Hanacik meinte — „zur allgemeinen Zersetzung beizutra¬
gen“. Das hatte zur Folge, dass es zu einer deutlichen Zunahme
von desertierenden Angehörigen der 999er kam und sich plötzlich
bei der ELAS nicht nur diejenigen Österreicher wiederfanden,
die in den Monaten zuvor mit ihnen Kontakt aufgenommen und
gepflegt sowie den Übertritt abgesprochen hatten. So berichtete
Hanacik über den Abzug aus Samos und der Desertion zu den
Partisanen am 22. September: „Von den Politischen desertierten
die meisten. Nur zwei aus meiner Einheit blieben zurück, ein Säu¬
fer und einer, der für die Flucht schon zu alt war. Aber auch viele
andere deutsche Soldaten, selbst Nazis, setzten sich damals ab.“
Die Partisanen trennten zwar die Antifaschisten von den Natio¬
nalsozialisten so gut es ging, doch wurden die Antifaschisten, die
sich alsbald im „Antifaschistischen Komitee deutscher Soldaten —
Freies Deutschland“ organisierten,” in dieser Phase nicht mehr in
die kämpfenden Einheiten der ELAS eingereiht.

Auch in der nördlich gelegenen Insel Limnos begann am 9. Sep¬
tember 1944 der Abzug der Wehrmacht. Eines Tages, so August
Pirker, wurde uns die Mitteilung auch ofhziell gemacht, so dass nun
für uns Antifaschisten die Stunde der Entscheidung kam — entweder
hier Zivilkleider nehmen und schon hier auf der Insel der Wehr¬
macht Adios’ zu sagen, oder mitabziehen. Guter Rat war schnell
zur Hand. Ich ging zu meinem EAM-Mann, teilte ihm mit, was es
Neues gäbe. Am Abend war unser guter Geist, der Lehrer aus Sar¬
des, schon bei mir. Ich verständigte noch meinen deutschen Genossen

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Ernst Hansch, und wir gingen zusammen der Dorfallee entlang und
unterhielten uns über unsere allernächste Zukunft. Alle Möglichkei¬

ten wurden beraten, und unser griechischer Freund machte uns den

Vorschlag: ‘Nicht hier auf der Insel zu bleiben, die Insel ist zu klein,

man weiß nicht was die Deutschen alles vorhaben und wir haben

keine Gewähr, nicht vielleicht doch noch von den deutschen Truppen

erwischt zu werden. Also es ist besser, ihr geht mit der Wehrmacht
zurück aufs Festland und dort bei nächster Gelegenheit zur ELAS.

Damit ihr bei der ELAS gut aufgenommen werdet, bringe ich Euch
Legitimationen, die den Inhaber legitimiert und der dann auch an¬

dere Genossen legitimieren kann. So wurden sechs solche eingangs

zitierte Legitimationen ausgestellt, die jeweils drei Deutschen

und drei Österreichern übergeben wurden.

Parallel zum Abzug von Limnos planten die Wehrmacht aber
auch eine Politik der verbrannten Erde, wovon der Schreiber in

der Insel-Kommandantur, Wolfgang Abendroth, erfuhr: Aber
vorher sollte nicht nur alles, was auf der Insel militärisch wichtig
war, sondern auch alle Brücken und vor allem alle elektrischen An¬
lagen gesprengt werden. Das Elektrizitätswesen der Insel war von

einem anderen 999er, auch einem Politischen‘, einem österreichi¬

schen Kameraden — gemeint ist damit Wilhelm Wehofer — betreut.

Er ging prompt auf der Insel mit allen Sprengungsplänen zu den

griechischen Genossen in den Untergrund, und wenige Tage darauf
folgte ich mit den sonstigen wichtigen Materialien der Inselkomman¬

dantur, damit die Zerstörungsaktion noch vor den Auslösungsbefeh¬

len unterlaufen werden konnte. Die Deutschen waren zwar noch auf
der Insel, aber die Verladung hatte schon begonnen. Die griechischen

Kameraden haben uns bald aus der Stadt hinaustransportiert, in

einer Höhle an einer einsamen Stelle an der Küste verborgen und
nach wenigen Tagen nach Lesbos und nach der Stadt Mythilini zur
ELAS-Führung transportiert. Dort hatten wir nun die Propaganda

unter den normalen’ deutschen Soldaten zu organisieren und haben

das einige Wochen tun können.”

Die Briten, die — wie Wehofer ergänzend festhielt — „an der Eta¬

blierung eines prowestlichen, reaktionären Regimes Interesse hat¬

ten“, forderten im Oktober 1944 von der ELAS „ultimativ binnen

drei Tagen die Auslieferung“ von Wehofer und Abendroth auf die

englisch besetzte Insel Chios. Beide wurden schließlich als Kriegs¬

gefangene nach Ägypten gebracht, wobei ihnen zuvor noch zuge¬

sichert wurde, dass sie dort ihren antifaschistischen Kampf weiter
fortführen können — etwa im Rahmen von Rundfunksendungen.”®

In den Reihen der ELAS für die Befreiung

Mit Bescheinigungen der EAM und der Kommunistischen Par¬
tei von Limnos in der Tasche gingen Pirker und Genossen am
9. September 1944 auf ein Schiff, das sie nach Saloniki brachte,
von wo sie nach Sochos, rund 50 km nordöstlich von Saloniki
abkommandiert wurden. Als am 14. September Pirker und rund
100 Soldaten zu einem Strafeinsatz gegen Partisanen der ELAS
in die 20 km entfernte Stadt Nigrita aufbrachen, um dort das
E-Werk, die Mühle und sämtliche Brücken zu zerstören, kam es
beim Rückzug aus der Stadt zu einem Gefecht mit Partisanen.
Das war die Gelegenheit, auf die August Pirker gewartet hatte.
Im Schutze einer Böschung entlang der Straße liegend beschloss
er: „Jetzt bleibe ich liegen. Alle rannten vorbei an mir, sie rannten
um ihr Leben zu den Autos. Als ich bemerkte, dass alles vorbei
war, stand ich auf, kroch auf allen Vieren die Böschung hinauf.“
® Er gab sich den Partisanen gegenüber zu erkennen, die ihn zum
Regimentskommandeur brachten, wo er sich mit dem Ausweis